Neue Wege für alle ebnen

Beim Patrozinium ermutigt Pfarrer Frank Schindling die Gemeinde aufzubrechen

Durch die Buntglasfenster der Pfarrkirche St. Birgid brach sich das Sonnenlicht, der Kirchenraum war gut gefüllt und neben dem Pastoralteam hatten rund um den Altar etwa 40 Minis, Pfadfinderinnen und Pfadfinder Platz genommen. Die Jugendband BON um Rudi Neu musizierte und eine Chorgemeinschaft aus der Kirchenschola Sonnenberg und des St. Birgid Chores sang unter der Leitung von Bezirkskantor Roman Bär und Organistin Szilvia Tóth von der Empore. Beim Patrozinium der Pfarrei St. Birgid in der Pfarrkirche in Bierstadt erinnerte nichts mehr an die Pandemie und alle genossen sichtlich den gemeinschaftlich gefeierten Gottesdienst.

„Es verspricht ein toller Tag zu werden. Schön, dass ihr alle da seid“, begrüßte Pfarrer Frank Schindling die Gemeinde. „Die Energie wird knapp. Auch in der Kirche“, spielte er auf die aktuellen Austrittszahlen und die allgemeine Unzufriedenheit über die katholische Kirche an. Mit dem Patronatsfest wolle man in eine andere Richtung wirken und endlich wieder die Akkus aufladen.

„Verlegt“ – das sei das Wort der Stunde, so der Pfarrer in seiner Predigt. Vieles werde nun nachgeholt, wie eben auch das Patrozinium, das eigentlich Anfang Februar gefeiert wird. Während der Pandemie sei vieles weggelegt, vergessen und aufgelöst worden. „Haben wir unser Christsein verlegt?“, fragte Schindling. Während des Lockdowns hätten sich viele Gewohnheiten geändert, manches – wie der Gottesdienstbesuch – sei in Vergessenheit geraten.

Doch bei der katholischen Kirche gebe es auch andere Gründe für fehlende Gottesdienstbesucher. „Auch mir will nicht in den Kopf, warum Frauen nicht geweiht werden dürfen, warum es nicht mehr Demokratie in der Kirche gibt und warum Pfarrer nicht heiraten dürfen.“ Auf der anderen Seite leide er auch an den Konsequenzen. Die Kirche verliere an Gewicht und Einfluss und damit würden auch weniger  christliche Werte in die Gesellschaft getragen. „ Jeder Mensch ist wertvoll. Diese Haltung braucht die Welt.“

„Taucht auf! Verlegt euer Kirche sein hin zu den Menschen! Wir müssen in der Welt sein! Wir als Gemeinschaft!“, so der Pfarrer. Er forderte auf, neue Wege zu ebnen, damit alle sie gehen können. „Verlegt – das ist mehr als das Wort der Stunde. Vielleicht auch Aufforderung, Ermunterung und Auftrag“, schloss Schindling seine Predigt.

Währenddessen drehte sich bei den kleinen Gemeindemitgliedern im Kinderwortgottesdienst mit Gemeindereferentin Eva-Maria Brenneisen und Pastoralreferent Stephan Lechtenböhmer alles um die Schutzpatronin der Pfarrei. Das Leben und Wirken der irischen Heiligen wurde den Kindern nahe gebracht und wie Birgid falteten die Kinder Strohkreuze, die sie später stolz im Gottesdienst präsentierten.

Am Ende des Gottesdienstes wurde die von Syrer Osama Msleh für den Kirchort Maria Aufnahme geschriebene St-Birgid-Ikone gesegnet. Es ist bereits die dritte Ikone, die an einen Kirchort übergeben wurde. Auf der Ikone hält die Patronin in der einen Hand den Bischofsstab und ihr Kreuz, in der anderen die Kirche Maria Aufnahme. Der Kirchort werde von der Heiligen getragen und gestützt, sei aber gleichzeitig Teil der ganzen Pfarrei.

Im Anschluss wurde vor dem Gemeindezentrum und im Pfarrgarten bei strahlendem Sonnenschein gefeiert. Neben Handkäs und Gegrilltem gab es eine vegetarische Chinapfanne. Die reich bestückte Kuchentheke bestand aus Spenden aus allen Kirchorten. Der Eine-Welt-Kreis verkaufte fair gehandelte Waren und die Kinder tobten sich auf der Hüpfburg aus oder ließen sich die Gesichter bunt anmalen. KARL, das Kaffeemobil, stand ebenfalls bereit. Schnell füllten sich die Bänke. Für einen reibungslosen Ablauf sorgten der AK Jugend und die Ortsausschüsse.

Herzlichen Dank an alle, die auf ganz vielfältige Art und Weise zum Gelingen des Festes beigetragen haben!

Für alle, die die Predigt von Pfarrer Frank Schindling im Wortlaut lesen möchten:
2022-07-Patrozinium-Predigt-im-Wortlaut

 

Text/Fotos: Anne Goerlich-Baumann

Tragen und getragen werden

Standing Ovations gab es am Ende des Gottesdienstes für Pfarrer Frank Schindling. Nachdem er sich bei allen am Gottesdienst und Fest Beteiligten bedankt hatte, ergriff Pfadfinderin und AK-Jugend-Mitglied Paula Martin spontan das Mikro. „Wir sind dankbar einen Pfarrer zu haben, der sich so klar positioniert.” Überwältigt, ermutigt, dankbar und sichtlich gerührt beendete Schindling den Gottesdienst.