Neues Buch über katholische Sakralräume in Wiesbaden

Bekannte Unbekannte – so heißt das neue Buch über katholische Sakralräume in Wiesbaden, dass in diesen Tagen erschienen ist.

Die Kirchen Wiesbadens prägen das Stadtbild und sind auch für Menschen, die sich nicht einer Gemeinde zugehörig fühlen, wichtige Identifikationspunkte. Die Sakralbauten sind beeindruckende Zeichen der gesellschaftlichen und architektonischen Entwicklung der Landeshauptstadt. Im neuen Buch der Katholischen Erwachsenenbildung Wiesbaden-Untertaunus und Rheingau (KEB) sind in Text und Bild die 22 katholischen Kirchräume Wiesbadens sowie eine überkonfessionell genutzte Kapelle versammelt.

MARKANTE SICHTMARKEN, DIE HALT GEBEN
Knapp zwei Jahre haben die Kunsthistorikerinnen Sabrina Faulstich und Dr. Simone Husemann an dem nun vorliegenden Band gearbeitet. Letztere ist zudem Leiterin der KEB. In der Publikation konzentrieren sich die Autorinnen sowohl auf das besondere architektonische Erscheinungsbild wie auf die Ausstattung des jeweiligen Gotteshauses. Deren Baustile reichen vom Historismus bis in die Jetztzeit und dementsprechend vielfältig präsentieren sich die Gotteshäuser. Die vorgestellten Kirchbauten sind schon mit ihrer äußeren Gestalt mit dem Alltag der Menschen verwoben, denn oft bilden sie markante Sichtmarken in Stadt wie Umland. Darüber hinaus sind es gerade ihre Innenräume, die nicht allein auf die Anforderungen der Liturgie antworten, sondern auch auf das zutiefst menschliche Bedürfnis nach einem Ort, der das bloße Menschsein übersteigt. „Gerade in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs und Wandels wird dieser Wert wichtiger wie nie. Wir benötigen diese anderen Orte – sie sollten es uns wert sein“, betont Dr. Simone Husemann.

ÜBERRASCHENDE SAKRALRÄUME
Zwei Sakralräume begeistern die Autorin besonders: Zum einen die Kirche Mariä Heimsuchung im Kohlheck, die sich gleich einem Schiff auf einem Grundriss in Gestalt des Davidsterns erhebt und damit der Verwurzelung des Christentums im Judentum bild- und raumhaften Ausdruck verleiht. „Zum anderen beeindruckt mich immer wieder die Kirche St. Mauritius, die gleich einem sakralen Gesamtkunstwerk aus Beton Architektur und plastische Form in sich vereint“, so die Leiterin der KEB.

Bei den Recherchen zur Publikation brachten die Autorinnen manche Überraschung zutage. In der Kirche St. Klara in Wiesbaden-Klarenthal befindet sich ein aus Beton gegossener Kreuzweg, der von der „Erfinderin der Maus“, der Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel, gestaltet wurde. Und die fast 130 Jahre alte neugotische Kirche Herz Jesu in der Gibb in Wiesbaden-Biebrich verbirgt in ihrem historistischen Erscheinungsbild beispielsweise absolut modernste Bauingenieurleistungen: In das Gewölbe versteckte Stahlprofile erlaubten hier erstmals eine unglaubliche Spannweite im Raum.

JUBILÄUM UND UMBRUCH
Den Zeitpunkt für die Veröffentlichung haben die Kunsthistorikerinnen bewusst gewählt. Zum einen jährt sich am 19. Juni 2024 die Einweihung der Bonifatiuskirche vor genau 175 Jahren. Zudem sind sakrale Räume aktuell inmitten einer radikalen Umbruchsituation: die Notwendigkeit einer Existenz von Kirchenbauten wird virulent diskutiert. Husemann plädiert eindringlich für den Erhalt ausgewählter Gotteshäuser: „Ich bin der Ansicht, dass wir diese besonderen, aus dem Alltag herausgehobene Räume zwingend benötigen. Es werden innovative wie sensible Konzepte gefragt sein, um eine Öffnung vielleicht nicht aller, aber einer guten Auswahl dieser Kirchenräume zu ermöglichen und auch Chancen neuer, vielleicht hybrider Nutzungsformen im Schulterschluss mit Kunst, Kultur und sozialem Engagement in den Blick zu nehmen.“

Das Buch richtet sich an alle Interessierten in den Gemeinden vor Ort und Bürger und Bürgerinnen der Stadt, aber auch architekturinteressierte Besucher und Besucherinnen Wiesbadens. Ab sofort ist es in Buchhandlungen erhältlich.

BEKANNTE UNBEKANNTE
Verlagsgruppe Schnell und Steiner
1. Auflage 2024, 168 Seiten, Klappenbroschur, 20 Euro
ISBN: 978-3-7954-3893-7

Text und Bild: KEB Wiesbaden