Hinschauen und das Evangelium leben

Seit 15 Jahren gibt es die Vietnamhilfe Direkt in St. Stephan

„Wir feiern, dass wir zusammen etwas bewirkt haben, dass die Not in dem Land ein wenig gelindert wird.“ Im Dankgottesdienst in St. Stephan Delkenheim zum 15-jährigen Bestehen der Vietnamhilfe Direkt führte nicht die Gründerin des Projekts, Thi Thu Nga Dinh, das Wort, sondern ihre zahlreichen Unterstützenden wie Beate Welter. Die Wallauerin betonte, dass Dinh die Gemeinde durch ihren bedingungslosen Einsatz hinter sich gebracht habe. Bei der Verteilung der Spenden achte Dinh stets darauf „nach Menschen zu suchen, an die niemand sonst denkt“.

Andrea Mayer und ihre Tochter Victoria begleiteten Dinh auf einer Vietnamreise. „Die Menschen fühlen sich wertgeschätzt, dass Sie an sie denken“, sagte Andrea Mayer zu Dinh. Ihre Tochter erinnerte sich besonders an den Besuch in einem Kinderheim und die Welle der Dankbarkeit, die ihr dort entgegenschlug. Gemeindemitglied Sabine Jendryschik und ihr Mann begleiteten Dinh 2018 nach Vietnam und besuchten dort unter anderem das Lepra-Dorf Qui-Hoa. Lepra sei eine Krankheit, die es hier in Europa nicht mehr gebe, in Regionen in Vietnam, die von der medizinischen Versorgung abgeschnitten seien, aber immer noch vorkomme, so Jendryschik. Die Gebäude in dem Lepra-Dorf wurden 1929 erbaut, entsprechend sei deren Zustand. Trotz aller Not hätten die Kranken dort noch die Möglichkeit einer Arbeit nachzugehen und würden von Ordensschwestern versorgt. Die Unterstützung der Wiesbadener Vietnamhilfe wurde dankbar angenommen.

 

Dinh sei einer der ersten Menschen gewesen, die er in der Pfarrei kennengelernt habe, sagte Pfarrer Frank Schindling im Gottesdienst. Dabei habe ihn beeindruckt, mit wie viel Kraft und Engagement sie ans Werk gehe. „Frau Dinh will heute Danke sagen und wir ihr“, so der Pfarrer. Mit Blick auf das engagierte Gemeindemitglied fügte er hinzu: „Man kann nicht die ganze Welt retten. Das müssen wir auch nicht. Aber hinschauen und das Evangelium leben, das schon.“

„10 000 Mal Dank“, ergriff eine sichtlich bewegte Thi Thu Nga Dinh schließlich doch noch das Wort. Mit einem von ihr vorgetragenen spirituellen Danklied endete der Gottesdienst.

Im Anschluss gab es noch einen Empfang, bei dem Dinhs selbstgemachte Frühlingsrollen nicht fehlen durften, und von den Vietnamreisenden weitere Infos. Unter die Schar der Gratulanten hatten sich neben vielen Gemeindemitgliedern aus St. Birgid auch Ortsvorsteher Dr. Bernd Wittkowski und Vereinsringvorsitzender Ralf Bücher gemischt. Neben den bereits genannten hatten Madlen Wolf, Karin Meierhöfer, Martin Adami, Gerhard Lotz und Bernhard Reinke sowie ein vierköpfiges Küchenteam den Abend mit vorbereitet. Unterstützung gab es auch von Küster Armin Hellinger. Organist Michael Jirsch gestaltete den Gottesdienst musikalisch.

Text/Fotos: Anne Goerlich-Baumann